Angesichts von Bilderverbot und einer insbesondere im Hellenismus in immer fernere Transzendenz gerückten Gottheit erhebt sich die Frage der Vermittlung göttlicher Gegenwart, um diese Distanz aufzubrechen: Wo und wie ist Gott zu finden? Welche Möglichkeiten der Gotteserkenntnis, -schau und -erfahrung stellen sich? Wie offenbart sich die (verborgene) Gottheit? In welchen Repräsentationen, Vermittlungsinstanzen und "Medien" begegnet sie?
Von der Präsenz Gottes im "Wort" (der Tora, der Prophetie ...) und der Schöpfungsordnung über Mittlerfiguren (etwa die personifizierte Weisheit) bis zu kultischen und mystisch-visionären Vorstellungen (Schechina, Kabod ...; apokalyptische Visionen, die in Ez 1 wurzelnde Merkaba-Mystik etc.) finden sich in der Zeit des Zweiten Tempels unterschiedliche Konzeptionen und Zugänge zur Gottheit. In Krisenerfahrungen und neuen historischen Situationen stoßen traditionelle Entwürfe an ihre Grenzen, sodass eine Neuformulierung der herkömmlichen Modelle nötig ist. Ebenso erfolgt eine Relecture der Traditionen in den diversen Kontexten verschiedener soziologischer Trägergruppen sowie im interkulturellen Dialog, herausgefordert durch die Religionen und Kulturen der Umgebungswelt. In der neutestamentlichen Rezeption knüpfen die christologischen Entwürfe an die sich herauskristallisierenden Ideen an.
Welche Akzente und Impulse setzen die unterschiedlichen Konzepte in den biblischen und außerkanonischen Schriften? Welche Zugangsweisen zum Göttlichen werden entworfen? Welche Rezeptionslinien und Brüche werden sichtbar? Inwieweit lässt sich eine Anschlussfähigkeit der theologischen Konzepte für heutige Gottesrede vermitteln? Welche Herausforderungen ergeben sich in einer gesamtbiblischen Perspektive durch die christologischen Formulierungen für den jüdisch-christlichen Dialog? Auf zahlreiche Teilnahme freuen sich
Irmtraud Fischer
Andrea Taschl-Erber