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Leitbild

Leitbild der Katholisch-Theologischen Fakultät

 

Präambel

Die christliche Theologie war ursächlich am Entstehen der Universitäts-Idee beteiligt und beeinflusste wesentlich über Jahrhunderte die Weiterentwicklung dieses spezifisch europäischen Kulturprojekts. Ihr Ideal einer Einheit der Wissenschaften spiegelt sich vor allem darin, dass in ihr die Universitas Litterarum bzw. ein Studium Generale lebendig sind.

Die Katholisch-Theologische Fakultät der Karl-Franzens-Universität Graz, die Kernbereich der 1585 gegründeten Universität für Innerösterreich war und (außer in der Zeit von 1939 bis 1945) kontinuierlich integraler Teil dieser Universität geblieben ist, hat ein nachdrückliches Interesse an einer Volluniversität.

Wir bekennen uns zur Katholisch-Theologischen Fakultät als einem Ort kritischer Reflexion im Rahmen einer staatlichen Universität. Die in ihr handelnden Personen arbeiten im Spannungsfeld von Glaube und Vernunft, von Kirche, Kultur und Gesellschaft.

 

I.) Unsere gesellschaftliche Verantwortung

Die Katholisch-Theologische Fakultät Graz stellt sich aktiv ihrer gesellschaftlichen Verantwortung. Sie fühlt sich der Tradition des Zweiten Vatikanischen Konzils verpflichtet, das kulturelle Vielfalt ausdrücklich positiv gewürdigt hat. Sie fördert den Dialog der Theologie mit ihrem kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Umfeld durch gezielte Forschungsaktivitäten und Lehrangebote, die ihren Niederschlag in wissenschaftlichen Veranstaltungen und Publikationen finden. Damit leistet sie eine wichtige (selbst)kritische Reflexion des Prozesses der Ausgestaltung kultureller Identität.

Zu den Herausforderungen einer offenen, (religions)pluralen und global-vernetzten Gesellschaft zählen die Dialog- und Kommunikationsfähigkeit in ökumenischen und (inter)religiösen Fragen. Vor allem aufgrund der geographischen Lage der Fakultät steht dabei der ost- und südosteuropäische Raum im Vordergrund. Hier übernimmt die Fakultät eine Brückenfunktion im Prozess der europäischen Integration. Die Reflexion des eigenen jüdisch-christlichen Erbes und dessen spezifischer Ausformung in der römisch-katholischen Tradition ist dazu ebenso notwendig wie die Offenheit für‚ das Andere/Fremde‘ sowohl der übrigen christlichen Konfessionen als auch anderer Religionen und Glaubensgemeinschaften.

Mit dem Schwerpunkt „Frauen- und Geschlechterforschung“ greift die Katholisch-Theologische Fakultät den Problembereich einer immer noch weitgehend patriarchal geprägten Gesellschaft, Kirche und Theologie auf. Auf der Suche nach den Ursachen setzt sie sich kritisch mit frauen- und geschlechterdiskriminierenden Entwicklungen in den christlichen oder anderen religiösen und weltanschaulichen Traditionen auseinander und erarbeitet Maßnahmen der Gegensteuerung, um zu einer Veränderung auf wissenschafts-, gesellschafts- und kirchenpolitischer Ebene beizutragen.

Ihre ethische Kompetenz bringt die Fakultät in gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Institutionen ein. Insbesondere trifft sie die Option für die Armen und Schwachen in nationaler und internationaler Perspektive.

Die zunehmende gesellschaftliche Komplexität bringt ein gesteigertes Interesse für Fort- und Weiterbildung mit sich. Die Fakultät ist bestrebt, z.T. in Vernetzung mit außeruniversitären Einrichtungen, Angebote für AbsolventInnen und Nicht-Graduierte zu forcieren.

Die Fakultät nimmt ihre Rolle in der Mediengesellschaft aktiv wahr. Zum einen setzt sie sich in Forschung und Lehre kritisch mit der gesellschaftlichen Relevanz von Informations-technologien auseinander. Zum anderen ist sie durch ihre eigene Öffentlichkeitsarbeit medial präsent.

 

II.) Unser kirchlicher Auftrag

Die Katholisch-Theologische Fakultät versteht ihr Tun als kirchliches Handeln innerhalb der Universität: Als Teil des Volkes Gottes sind wir, wie das Zweite Vatikanische Konzil formuliert, dem Auftrag des Evangeliums verpflichtet, „Sakrament des Heiles“ zu sein, „welches das Geheimnis der Liebe Gottes zu den Menschen zugleich offenbart und verwirklicht“ (GS 45).

Unsere kirchliche Aufgabe und unsere besondere Kompetenz ist die wissenschaftliche Theologie. In Forschung und Lehre eröffnen wir den Zugang zu den Zeugnissen unserer Mütter und Väter im Glauben, analysieren die Kulturen, in denen das Volk Gottes während seiner Geschichte lebte und lebt, und entwickeln Optionen für christliche Existenz und kirchliche Konstitution heute.

Unser Beitrag zum kirchlichen Auftrag geschieht in grundlegender Solidarität mit dem Volk Gottes und den für seine Treue zum Evangelium Verantwortlichen. Wir nehmen die Probleme der Menschen heute aufmerksam wahr und bringen prophetisch und kritisch in die Praxis der Kirche(n) ein, was Wissenschaft auszeichnet: Erschließung der Ressourcen des Wissens, methodische Reflexivität sowie Intellektualität und Experimentalität.

Wir erfüllen unseren kirchlichen Auftrag zuallererst in Forschung und Lehre, aber auch in der konkreten Gestaltung der inner- und interfakultären Kommunikation. Wir stellen die Ergebnisse unserer Arbeit aktiv zur Verfügung: in der Aus- und Weiterbildung von Theologinnen und Theologen, in der Mitarbeit in kirchlichen Gremien und durch öffentlichkeitswirksame Initiativen. Wir stärken unsere Präsenz in kirchlicher und nichtkirchlicher Öffentlichkeit.

III.) Unsere universitäre Aufgabe

Die Theologie weiß sich als kritische Wissenschaft, die aus dem universalen Anspruch des intellectus fidei hervorgegangen ist, auch in säkularem und pluralem Kontext als konstitutiver Teil der Gesamtuniversität.
Sie versteht sich als Teil des universitären Projekts, eines methodisch reflektierten und intersubjektiv kontrollierten Wissenserwerbs. Umgekehrt trägt die Theologie zu diesem universitären Projekt nicht nur ihr enormes kulturelles Ge-dächtnis bei, sondern auch die Erinnerung an die Perspektivität und Ideologieanfälligkeit von Wissenschaft insgesamt. Über eine marktgerechte Ausbildung hinaus misst sie auch solchem Wissen Bedeutung zu, das für individuelle und gesellschaftliche Entwicklungen Handlungsmodelle und Bewältigungspotenziale bereitstellt bzw. als kritisches Korrektiv für gesellschaftliche wie politische Entwicklungen (z.B. Frieden, Gerechtigkeit, Schöpfungsverantwortung) zur Verfügung steht. Schließlich will die Theologie innerhalb des institutionellen Rahmens der (Voll)Universität wirken, um mittels dieses Freiraums an Reflexion dem kirchlichen Lehramt eine kritisch hilfreiche Gesprächspartnerin zu sein.
Die Katholisch-Theologische Fakultät entwickelt kontinuierlich ein Profil mit z.Zt. spezifischen Schwerpunkten (Südosteuropa und Orthodoxie, Theologie - Kultur - Ästhetik, Theologische Frauen- und Geschlechterforschung, Demokratische und synodale Strukturen in Kirche und Gesellschaft) und Akzentuierung und kooperiert hierbei mit universitären und außeruniversitären Einrichtungen. Die Studiengänge der Fakultät sind auf bestehende (z.B. Priester, Lehrkräfte) und neue kirchliche und außerkirchliche Handlungsfelder ausgerichtet. Neben den regulären Formen von Lehre und Forschung führt dies zu innerfakultärer und gesamtuniversitärer Kooperation, mit konkreten Studienangeboten für Studierende anderer Fakultäten in Form von Wahlfachmodulen.
Die Fakultät engagiert sich für eine Universitätspolititk, welche die verantwortliche Einbeziehung aller am universitären Prozess Beteiligten, vor allem auch der Studierenden, in Beratungs- und Entscheidungsprozesse gewährleistet.

 

IV.) Unser gemeinsames Handeln

Alle der Katholisch-Theologischen Fakultät Graz angehörenden Personen - Studierende, wissenschaftliches Personal und Allgemeine Universitätsbedienstete - sind gleichwertige PartnerInnen im Lernen und Forschen, in der Wissensvermittlung und in der Organisation ihrer Aufgaben. Unter Berücksichtigung der Kompetenzen und Aufgaben ihrer Angehörigen gestaltet die Fakultät ihre inhaltlichen und politischen Entscheidungs- und Organisationsprozesse in Form partizipativer und subsidiärer Verantwortlichkeit. Die Ange-hörigen der Fakultät sind bemüht, einen dem christlichen Menschenbild entsprechenden, wertschätzenden Umgang miteinander zu pflegen und sorgsam mit den personalen Ressourcen umzugehen. Die Fakultät versteht diese Option als explizit theologische Frage und als wesentlich für das theologische Forschen und Lehren.

Die Fakultät entwickelt und praktiziert kooperative Methoden des Forschens, Lehrens und Lernens, die die fachlichen, sozialen und kommunikativen Fähigkeiten aller Mitwirkenden zur Geltung bringen und vertiefen.
Sie versteht theologische Bildung als gemeinschaftlichen Prozess intellektueller, kreativer und persönlichkeitsbildender Auseinandersetzung mit Glaube und Religion, der auch die Religiosität der Lernenden und Lehrenden thematisiert und herausfordert. Wichtige Aspekte dieses Prozesses sind die Fähigkeit, Konflikte zu bewältigen und die Kultur gemeinsamen Feierns.

Die Fakultät reflektiert geschlechtsspezifische Aspekte universitärer Arbeit bzw. Organisation und überwindet stereotype Zuordnungen von Tätigkeiten.
Im Sinne einer bewussten Frauenförderung gilt es, die Attraktivität des Theologiestudiums für Frauen zu steigern, den Anteil an Wissenschaftlerinnen zu erhöhen sowie den Zugang von weiblichen Allgemeinbediensteten in höhere Verwaltungs-positionen zu fördern.

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