Vor 25 Jahren wurde an Österreichs Katholisch-Theologischen Fakultäten die erste Frau habilitiert: Irmtraud Fischer, die in demselben Semester bereits eine Vertretungsprofessur an der ältesten evangelischen Fakultät der Welt, in Marburg an der Lahn, innehatte, wurde mit einer Arbeit, die inzwischen Theologiegeschichte geschrieben hat, habilitiert: "Die Erzeltern Israels" (BZAW 222, erschienen bei de Gruyter in Berlin 1994). Der Begriff "Erzeltern Israels", mit dem sie die bis dahin immer nur "Patriarchen" oder "Erzväter" genannten biblischen Ahnen bezeichnete, hat es inzwischen bis in die neue Einheitsübersetzung geschafft. Damit wird der Textkomplex von Gen 12-36 wesentlich besser bezeichnet, da hier fast jede zweite Erzählung eine Frau im Zentrum hat und immer die Erstgeborenen oder Lieblingssöhne der Mütter die Verheißungslinie fortführen.
Fischer war 1997 bis 2004 Professorin für Altes Testament und Theologische Frauenforschung in Bonn, bevor sie nach Graz zurückkehrte, wo sie bis heute Altes Testament lehrt. In Graz initiierte sie das große internationale Forschungsprojekt "Die Bibel und die Frauen" (www.bibleandwomen.org).
Die Grazer katholisch-theologische Fakultät war schon in den Sechziger Jahren weltweit führend bei der Laienhabilitation, als sie Johann Baptist Bauer für Patrologie habilitierte, als andernorts an manchen Fakultäten noch nicht einmal die Laienpromotion möglich war.