Knapp 200 Personen folgten der „Himmlischen Wissenschaft am Nachmittag: Theologie zum Kennenlernen und Wiedersehen“ am Montag, dem 5. Juli von 15.30 bis 18.00 Uhr. Bei der Online-Veranstaltung erfuhren AbsolventInnen und Interessierte Neues von „Ihrer“ Grazer Katholisch-Theologischen Fakultät.
Dekan und Bibelwissenschaftler Christoph Heil wies in seinem Statement auf das Profil der Grazer Fakultät hin: Theologie in den Kontexten der Gegenwart. Die konkreten Themen dazu kämen aus der Gesellschaft. Man wolle Fragen aufnehmen, die tatsächlich an Theologie und Kirche herangetragen werden. Solche Fragen werden nicht nur in der Lehre, sondern auch in den vier Forschungsschwerpunkten der Fakultät behandelt: (a) Ethik – besonders in den Bereichen Medizin, Klimakrise, Digitalisierung sowie Alterns- und Care-Forschung, (b) Frauen- und Geschlechterforschung, (c) Dialog mit Judentum und Islam und (d) Kunst, Film und Medien. Alle vier Forschungsschwerpunkte sind durch intensive Projekt- und Publikationstätigkeit gekennzeichnet. Darüber hinaus verwies Heil auf die Online-Fakultätszeitschrift „Limina – Grazer theologische Perspektiven“ – mit dem aktuellen Heft zum religiösen Fundamentalismus – und auf den neuen Instagram-Kanal der Fakultät „heavenly.science“.
In Graz könne man sehr gut und mit Freude und Erfolg Theologie studieren. Trotz – oder gerade wegen – der Krise brauche die katholische Kirche gute Theologinnen und Theologen, die Schulen gute Religionslehrerinnen und Religionslehrer, die das Gute und das Schöne am Evangelium in Wort und Tat mitteilen. Ohne Scheuklappen, nicht unter Leugnung oder Verdrängung der Probleme, sondern kompetent, offen und ehrlich. Die Universität Graz hat ihre Katholisch-Theologischen Fakultät für die nächsten Jahrzehnte gut ausgestattet, und Dekan Heil sieht für die Grazer Fakultät eine gute Zukunft.
Studiendekanin Prof. Theresia Heimerl präsentierte das breite und zugleich moderne Angebot der Studien an der Fakultät und informierte über die Reform des Studienplans für die Katholische Fachtheologie. Sie verwies auf das Bachelorstudium „Grundlagen theologischer Wissenschaft“, das einen hohen e-Learning-Anteil hat, und auf das Lehramtsstudium für das Unterrichtsfach Katholische Religion. Mit Wintersemester 2021/22 wird zusätzlich das Lehramtsstudium zum Unterrichtsfach Ethik eingerichtet, an dem die Katholisch-Theologische Fakultät ebenfalls beteiligt ist. Das Masterstudium Angewandte Ethik hat regen Zulauf; einen besonderen Platz nimmt das im Herbst 2021 startende Masterstudium „Religion Kultur Gesellschaft“ ein, das sehr breit angesetzte Zugangsvoraussetzungen hat und in dem zwei Fachschwerpunkte – Religionswissenschaft oder Theologische Wissenschaft – gewählt werden können. Ebenso verwies Heimerl auf die neuen von der Universität angebotenen überfakultären Module: (a) Entre- und Intrapreneurship, (b) Kommunizieren, Intervenieren, Kooperieren sowie (c) Klimawandel und nachhaltige Transformation, die auch im Rahmen der Fachschwerpunkte absolviert werden können.
Der designierte Dekan Pablo Argárate, Professor für Ökumenische Theologie und Patristik, erläuterte in seinem Referat die derzeitigen Bemühungen um die Einheit der christlichen Kirchen aus lokaler und internationaler Perspektive. Ausgehend von der Zeit nach dem Zweiten Vatikanum spannte er den Bogen bis in die Gegenwart, wobei er auch auf die wichtige Rolle des Ökumene-Instituts an der Grazer Katholisch-Theologischen Fakultät hinwies. Im Unterschied zu den Jahrzehnten nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil erscheine die Ökumene heute weniger dynamisch. Viele Fortschritte in der Ökumene werden als selbstverständlich erachtet, und die Spannungslinien verlaufen heute oft nicht zwischen den christlichen Kirchen, sondern mitten in ihnen. Konfessionelle Identitäten sind nicht mehr so stark ausgeprägt, und die konfessionelle Vielfalt wird heute meist positiv gewürdigt. Um auf dem Weg der Ökumene voranzukommen, empfahl Prof. Argárate, sich in der theologischen Ausbildung vor allem auf die Themen Dialog, Zusammenarbeit und Wissen zu konzentrieren.
Am Ende des himmlischen Nachmittags wurden als beste Abschlussarbeiten im vergangenen Studienjahr ausgezeichnet:
Nina Jantschgi BA MA für ihre Abschlussarbeit im Rahmen des Masterstudiums Katholische Religionspädagogik mit dem Titel: Der Ständige Diakonat der Frau in der römisch-katholischen Kirche. Eine ökumenische Brücke zwischen den christlichen Kirchen?
Dr. Thomas Gremsl im Rahmen des Doktoratsstudiums für seine Dissertation "Ethik 4.0? Neue Herausforderungen in Bezug auf den 'Faktor Mensch' in der digitalen Transformation. Entscheidungsfindung zwischen Menschlichkeit und soziotechnischen (KI)Systemen unter Zuhilfenahme des Fußballs als Anwendungsbeispiel."
Josef „Seppi“ Promitzer führte auf seine humorvolle Weise durch den Nachmittag mit einer kurzweiligen und launigen Moderation.
Prof. Christian Wessely hat mit seinem Team für den guten Ton und das dazu passende Bild gesorgt.
TERMINAVISO:
Einen weiteren himmlischen Nachmittag wird es am 29. September 2021 in der Zeit von 16.00 bis 18.00 Uhr für alle SchülerInnen und Theologie-Interessierten geben, und zwar zum Thema: „Wie gehe ich mit sozialen Medien um?“