Am 18.12.2022, in der Nacht zum vierten Adventsonntag ist unser langjähriger Ordinarius für Fundamentaltheologie, em. o. Univ.-Prof. Dr. Gerhard Larcher nach langem Leiden infolge seiner chronischen Erkrankung verstorben.
Gerhard Larcher, geboren am 7. September 1946 in Innsbruck, studierte in Innsbruck, Münster und Louvain Theologie u.a. bei Karl Rahner. Nach dem Lizentiat trat er als wissenschaftlicher Mitarbeiter in die Abteilung für Katholische Theologie an der Ruhr-Universität Bochum ein und promovierte 1978 bei Karl Rahner und Peter Hünermann zur Theologie Maurice Blondels. Seine Dissertation „Modernismus als theologischer Historismus. Ansätze zu seiner Überwindung im Frühwerk Maurice Blondels“ erschien als Monografie und erlebte ihre letzte Neuauflage 2014.
1978 bis 1985 war Gerhard Larcher Mitarbeiter von Hermann Josef Pottmeyer an der Universität Bochum. 1985 bis 1989 wirkte er als Dozent für philosophisch-theologische Grenzfragen an der Akademie der Diözese Essen, 1989 bis 1990 als Leiter der Abteilung für theologische Fortbildung der Diözese Innsbruck.
Mit Wintersemester 1990 wurde er als ordentlicher Universitätsprofessor an die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Graz berufen und leitete das im Zuge dieser Berufung neu gegründete Institut für Fundamentaltheologie bis zu seiner Emeritierung im Jahre 2014. 1998 bis 2001 war er Präsident der Europäischen Gesellschaft für Katholische Theologie; 1999 bis 2003 Dekan der Fakultät.
Gerhard Larcher hat mit seiner Berufung ab 1991 die Profilierung des Institutes und der Fakultät in den Bereichen Kunst, Film und Medien ermöglicht. Zusammen mit Franz Grabner führte er als einer der Pioniere nicht nur in Graz, sondern im gesamten deutschen Sprachraum Lehrveranstaltungen zu diesen Bereichen ein, geprägt von der Erkenntnis, dass diese kulturellen Ausdrucksformen genuine Orte theologischer Erkenntnis sein können. Entsprechend war er in zahlreichen Kommissionen, Arbeitskreisen wie „Kunstraum Kirche“ und auch als Juror im Rahmen von internationalen Bewerben tätig. Seine immer wertschätzende, aber pointierte, theologisch wohlfundierte und ästhetisch treffsichere Urteilskraft machten ihn zu einer Autorität, die gerne konsultiert wurde, und zu einem Herausgeber, der für die Qualität der von ihm besorgten Bände und Kunstkataloge bürgen konnte.
Durch seine freundliche Art und sein Bemühen, auf Fragen stets direkt einzugehen, war Gerhard Larcher bei den Studierenden ein beliebter Universitätslehrer. Die Seminare und Privatissima, die er mit Karl Woschitz und Franz Grabner gemeinsam hielt, haben vielen den Weg in ein neues theologisches Denken eröffnet, und viele seiner Schülerinnen und Schüler sind heute an internationalen Universitäten und in leitenden Funktionen im kirchlichen Dienst sowie im Kunst- und Medienbetrieb tätig. Die von ihm eingeworbenen Drittmittel erreichten, lange Zeit, bevor dies zu einem entscheidenden Parameter universitärer Leistungskategorien wurde, einen hohen sechsstelligen Eurobereich.
Durch seine rege Reise- und Tagungstätigkeit trug er maßgeblich zur internationalen Vernetzung seines Faches und der Fakultät bei. Nicht zuletzt deswegen war er bis lange nach seiner Emeritierung 2014 ein wichtiger Ansprechpartner und eine geschätzte Auskunftsperson. Seine reichen Kenntnisse brachte er unter anderem in das Herausgebergremium der seit 1990 bestehenden Buchreihe „Film und Theologie“ / „Religion-Film-Medien“ und in das Advisory Board des „Journal for Religion, Film and Media“ ein.
Gerhard Larcher war seit 1970 verheiratet mit Dr.in Elisabeth Larcher, die ihn während seiner sich in den letzten Jahren ständig verschlimmernden chronischen Erkrankung aufopferungsvoll gepflegt hat und ihm ermöglichte, bis zuletzt seinem Wunsch entsprechend zu Hause sein zu können. Er hinterlässt zwei erwachsene Söhne, Sebastian und André. Ihnen gilt in diesen Stunden unser tiefempfundenes Mitgefühl und unsere Verbundenheit.
Vielen Angehörigen unserer Fakultät war Gerhard Larcher bis zuletzt noch freundschaftlich verbunden. Er hinterlässt eine schmerzliche Lücke.
Die Adresse für Kondolenzschreiben:
Dr.in Elisabeth Larcher, Wiesenweg 22, A-6067 ABSAM
Graz, am vierten Adventsonntag 2022 --- Die Finsternis ist groß, aber das Licht ist nahe.