Diese Ausgabe möchte aus dieser komplexen Konstellation die Ideologie des Rassismus bzw. die Bemühungen einer rassismuskritischen Religionspädagogik in den Fokus der Aufmerksamkeit rücken, welche in den letzten Jahren erste Konturen gewonnen und Gestalt angenommen hat. Verstärkt wird dabei im Kontext der eingangs genannten Aufmerksamkeiten bspw. auf rassistische Zuschreibungs- und Exklusionsprozesse und christliche Verstrickungen mit Rassismus geachtet. Ein zentrales Anliegen hierbei ist es, rassismuskritische Denkformen in Auseinandersetzung mit unterschiedlichen (z. B. religionsdidaktischen, bildungstheoretischen oder religionspädagogischen) Fragestellungen für den Kontext religiöser Bildung zu entwickeln. Obwohl diese Fragestellungen aus durchaus diversen Theoriebezügen analysiert werden, scheint eine dominante Einsicht vorzuherrschen: Eine rassismuskritische Religionspädagogik muss sich anders als nur an der Überwindung von (religionsbezogenen rassistischen) Stereotypen oder Vorurteilen orientieren, um der strukturellen Dimension rassistischen Denkens nicht unterkomplex zu begegnen.
Die ersten rassismuskritischen Überlegungen und Skizzen im Kontext des religionspädagogischen Diskurses zeigen deutlich, wie tief rassistische Strukturen in Fragen des europäischen Selbstverständnisses verwoben sind und welche Bedeutung Religionen in diesen Fragen von Identität spielen. Es zeigt sich, dass sowohl Unterscheidungspraktiken als auch Fragen von Zugehörigkeit und Differenz aus rassismuskritischer Perspektive in der Religionspädagogik einer Aufmerksamkeit bedürfen, die im Zusammenspiel mit anderen Wissenschaftsdisziplinen bearbeitet werden müssen.
Vor der eingangs skizzierten zeitdiagnostischen Problemstellung erscheint es darüber hinaus gefordert, Rassismuskritik vermehrt in Zusammenhang mit anderen ideologiekritischen Zugängen zu betreiben (wie etwa Antisemitismus oder Sexismus, aber auch neoliberalen Ideologien) und verschiedene Zugänge und Theoriebezüge in spannungsvoll-produktive Verhältnisse zu setzen, um mögliche Konflikte und Herausforderungen reflektiert herauszuarbeiten und darzustellen – um nicht zuletzt auch den Vorwürfen der Ideologisierung von Rassismuskritik selbst begegnen zu können.
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