Die Sehnsucht nach innerem und äußerem Frieden, nach sozialer Gerechtigkeit und einem guten Leben für alle, oder nach Sinn und Glück, treibt Menschen zu ganz unterschiedlichen Suchbewegungen an. In diesen Suchbewegungen geht es zumeist um die Kultivierung von bestimmten Werthaltungen. Diese sind häufig mit religiösen Vorstellungen und Praktiken verknüpft oder verstehen sich selbst als Ausdrucksform einer bestimmten Religion.
Spiritualität ist allerdings nicht mit der Ausübung einer Religion gleichzusetzen, sondern tritt in zunehmendem Maß unabhängig von religiösen Bindungen in Erscheinung. Aus religionswissenschaftlicher, theologischer und philosophischer Perspektive stellen sich angesichts der steigenden Popularität des Begriffs Spiritualität und der inflationären Angebote spiritueller Konzepte, Ratgeber und Übungen Fragen nach einer epochalen Verschiebung des Verhältnisses zwischen Weltanschauung, Religiosität, konfessionell gebundenem Glauben und unterschiedlichen Spiritualitäten.