„Ganz geklärt ist die Herkunft nicht, aber die Wurzeln von Halloween werden oft mit dem keltischen Fest Samhain in Verbindung gebracht“, sagt Theresia Heimerl. Samhain wurde vom 31. Oktober auf den 1. November gefeiert und markierte den Übergang vom Sommer zum Winter. Es herrschte die Vorstellung, dass in dieser Nacht die Grenze zwischen der Welt der Lebenden und der Toten durchlässig sei, sodass Verstorbene und andere Wesen aus anderen Welten frei umherziehen konnten. Um diese Geister zu besänftigen, stellte man ihnen Speisen vor die Tür. „Ähnlich einem Brauch, der bis in die 1960er-Jahre in Teilen Österreichs praktiziert wurde“, berichtet Heimerl.
Feiern mit den Verstorbenen
Die unmittelbare zeitliche Nähe von Halloween zum christlichen Allerheiligen/Allerseelenfest entsteht relativ spät. Erst im 9. Jahrhundert wurde Allerheiligen auf den 1. November gelegt, davor waren unterschiedliche Termine nach Ostern oder Pfingsten zu finden.
Ein wiederkehrendes Element bilden Mahlzeiten. Heimerl erklärt: „Gemeinsames Essen sowie Speisen spielen als Erinnerung an tote Familienangehörige heute noch in einigen christlich-orthodoxen Kirchen oder im mexikanischen Día de los Muertos eine wichtige Rolle. Sie betonen die Gemeinschaft zwischen den Lebenden und den Verstorbenen.“
Die Süßigkeiten, die verkleidete Kinder am Abend des 31. Oktober bei ihren Besuchen in der Nachbarschaft erhalten, hätten allerdings eine andere Bedeutung. „Es stammt vermutlich von einem Brauch, bei dem Kinder von Haus zu Haus zogen, Lieder sangen und dafür Essen erhielten. Diese Tradition wurde später mit Halloween verknüpft und hat sich als ein Rückimport aus den USA nach Europa in den letzten 15 Jahren etabliert“, bestätigt Theresia Heimerl. So ist die Wissenschaftlerin bereits für „kleine“ Gespenster und Monster gerüstet – wenn diese bei ihr anläuten und rufen: „Süßes oder Saures!“
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