Religion am Donnerstag: Alterns- und Care-Forschung
In welcher Gesellschaft wollen wir eigentlich leben, lieben, arbeiten, uns umeinander kümmern, alt werden und sterben? Das ist die rahmengebende Grundsatzfrage der Ringvorlesung „Auf dem Weg in eine sorgende Gesellschaft? Perspektiven Interdisziplinärer Alterns- und Care-Forschung“ der Reihe „Religion am Donnerstag“, die dieses Semester in Kooperation mit dem Zentrum für Interdisziplinäre Alterns- und Care-Forschung (CIRAC) ausgerichtet wird. Ulla Kriebernegg, Anna Kainradl und Klaus Wegleitner war es in der inhaltlichen Planung wichtig, über die Vorlesungsreihe die Fragen des Alterns und der Sorge in ihren gesellschaftspolitischen Dimensionen zu reflektieren und dabei neue inter- und transdisziplinäre Brücken zu bauen. Die bisherigen Vortragsabende waren sehr gut besucht (in Präsenz und Online), die Resonanz positiv und die Diskussionen bereichernd.
Ausgehend von einem Überblick von Klaus Wegleitner (Institut für Pastoraltheologie und Pastoralpsychologie/CIRAC) zu aktuellen gesellschaftlichen Transformationsbewegungen und ihren Anknüpfungen im Care Bereich wurde von Susanne Schultz (Aigner-Rollet-Gastprofessorin) die kritische Auseinandersetzung mit dem zu beobachtenden Care-Familialismus und Care-Nationalismus im Lichte von Corona geführt. Ulla Kriebernegg (CIRAC) hat Diskursbrücken zwischen der fiktionalen Darstellung von Altersheimen in Literatur und Film zu den Anforderungen an „Sorgende Organisationen“ geschlagen. Inwieweit in den Alltag eingelagerte Philosophische Praxis großes Potential zur Entwicklung von Sorgekulturen in Gemeinden und Organisationen entfaltet, hat Patrick Schuchter (CIRAC) beleuchtet. Thomas Klie (Zentrum für zivilgesellschaftliche Entwicklung Freiburg) hat seine Erfahrungen mit dem Umgang von Menschen auf der Flucht auf Lesbos und die dramatischen Bilder von Moria in den Kontext der Frage nach den Bedingungen gesellschaftlicher Solidaritätskultur gestellt, die lokale Praktiken der Sorge entfalten und dabei aber nicht auf die Dimension der Weltsorge – um die Fremden - vergessen. Schließlich stellte Elisabeth Klatzer (Vorstandsmitglied Attac, Netzwerk für geschlechtergerechte Budget- und Wirtschaftspolitik und der Initiative Mehr für Care) letzten Donnerstag die Frage, wie eine Wirtschaft beschaffen sein muss, „die für alle sorgt, und nicht alle(s) zerstört.“
In den bisherigen Veranstaltungen konnten in sehr erfreulicher Weise sowohl weitere universitäre Akteur*innen einbezogen, wie etwa die Koordinationsstelle für Geschlechterstudien und Gleichstellung, als auch der Austausch zwischen den anwesenden Studierenden verschiedener Disziplinen mit Vertreter*innen aus Praxis und Wissenschaft ermöglicht werden.
Die weiteren Vortragstermine, zu denen wir sie herzlich einladen sind:
13.01.2022: Care on demand: (Un-)Gleichheiten, (Un-)Sicherheiten und (Un-)Sichtbarkeiten in der digitalen Stadt. - Prof.in Anke Strüver, Institut für Geographie und Raumplanung, Graz
20.01.2022: Caring Church - Prof. Rainer Bucher, Institut für Pastoraltheologie und Pastoralpsychologie, Graz
https://theol.uni-graz.at/de/fakultaet/ueber-die-fakultaet/religion-am-donnerstag/